Es geht dabei um folgende Fragen:
- Wie häufig kommen Fehlgeburten vor und was sind die Ursachen?
- Fehlgeburt: Was sollte ich lieber nicht sagen?
- Fehlgeburt: Was kann ich sagen oder tun, das helfen kann?
Als erstes möchte ich auf ein paar Fakten und häufige Fragen eingehen. Denn viele denken, dass eine Fehlgeburt ein ziemlich seltenes Ereignis ist. Oder aber es wird nicht drüber gesprochen und unsere Wahrnehmung bzw. Beobachtung ist verzerrt. Um es direkt aufzulösen: Letzteres ist der Fall und es passiert viel öfter als darüber geredet wird.
Wenn Du tiefer ins Thema Fehlgeburt einsteigen möchtest, dann findest Du in diesen Artikeln mehr Informationen:
Ausschabung, Abrasio, Kürettage – alles, was Du wissen solltest
Häufigkeit von Fehlgeburten und deren Ursachen
Wenn wir die Statistiken anschauen, sind Fehlgeburten viel häufiger, als die meisten vermuten: Eine von zehn Frauen hat in ihrem Leben eine Fehlgeburt. Vermutlich sind es sogar mehr, weil nicht jede Fehlgeburt erkannt und auch gemeldet wird. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Abgang sehr nahe nach dem Fälligkeitstag der Periode passiert. Dann wird das unter „Ich bin doch nicht schwanger“ verbucht und damit umzugehen ist manchmal leichter. Manchmal aber auch nicht. Das kann damit zusammenhängen, wie stark der Kinderwunsch ist. Manche Frauen haben auch mehrere Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft, also den ersten 12 Wochen. Dann war die Schwangerschaft in der Regel schon ärztlich festgestellt.
Viele stellen sich bei einer Fehlgeburt oft selbst die Frage, ob sie etwas falsch gemacht haben oder ob sie selbst schuld daran sind. Falsch machen kann man in der Schwangerschaft folgendes: Alkohol trinken, Rauchen oder Drogen nehmen. Oder Medikamente, die in der Schwangerschaft nicht erlaubt sind. Wenn eine Frau das nicht gemacht hat, dann ist die Antwort auf die die Frage „Ist sie schuld?“ „Nein!“. Die schwangere Frau ist nicht schuld, dass sie die Schwangerschaft verloren hat (mit „verloren“ meine ich also nicht „Du hast nicht aufgepasst“, sondern „Du hast einen Verlust“).
Wir sind für Dich da!
Grade bei Fehlgeburten in den ersten drei Monaten liegt es meistens daran, dass körperliche Entwicklungen beim Embryo fehlerhaft verlaufen und der Embryo dadurch nicht zu einem Kind hätte heranreifen können. Der Entwicklungsprozess kann dann nicht mehr ordentlich ablaufen, die Entwicklung bricht ab und es passiert eine Fehlgeburt. Niemand kann eine Fehlgeburt stoppen, wenn sie begonnen hat. Auch nicht, wenn die Frau im Krankhaus liegt und ein Arzt oder eine Ärztin neben ihr steht.
Auch wenn Fehlgeburten häufiger vorkommen als vermutet, macht das eine Fehlgeburt für Frauen und Paare nicht weniger schlimm. Es ist traurig und schmerzhaft und niemand kann das mit Worten von ihnen nehmen. Vielleicht beruhigt Dich das als Freund:in oder Angehörige:r jetzt ein bisschen zu hören, dass dies nicht Deine Aufgabe ist. Es bedeutet jedoch nicht, dass Du nichts sagen sollst oder es egal ist, was Du sagst.
Wir sind für Dich da!
Fehlgeburt: Was sollte ich lieber nicht sagen?
Als erstes gehe ich auf die Situation ein, wenn Du merkst, dass etwas passiert ist, aber Du weißt nicht was genau. Hier bietet es sich an, vorsichtig in das Gespräch einzusteigen, zum Beispiel mit einem einfachen „Wie geht es Dir?“. Vielleicht möchte Deine Freundin (Schwester, Schwägerin…) grade nicht darüber reden, was sie beschäftigt. Mit einem solchen Einstieg lässt Du ihr die Möglichkeit offen, ob sie das Thema ansprechen und wie ausführlich sie antworten möchte.
Wenn jemand von einer Fehlgeburt erzählt, wissen viele Menschen nicht, was sie sagen oder tun sollen. Das ist normal, denn hier fehlt den meisten einfach die Erfahrung, weil über Fehlgeburten kaum gesprochen wird. Sie sind ein Tabuthema. Viele retten sich in solchen Situationen mit allgemeinen Sätzen, von denen sie denken, dass sie Trost und Mut spenden. Meistens sind das dann aber genau die Sätze, die Betroffenen nicht weiterhelfen.
Sätze, die Du nicht sagen solltest:
- Ihr könnt doch wieder schwanger werden. Das klappt bestimmt nochmal.
- Schaut nach vorne.
- Einmal ist keinmal.
Solche oder ähnliche Sätze sind gutgemeint, sie sollen Mut machen und trösten. Sie wirken aber auf Betroffene weder tröstend noch ermutigend. Das liegt daran, dass sie nicht ausdrücken, was Betroffene in der Situation fühlen. Sie fühlen Trauer und Schmerz über ein Kind, das sie nicht bekommen werden. Und das ist unabhängig davon, wie früh oder spät in der Schwangerschaft die Fehlgeburt passiert.
Fehlgeburt: Was kann ich sagen oder tun, das helfen kann?
Was Du für Deine Freundin tun kannst, ist zuhören. Das klingt einfacher als es vielleicht ist. Zuhören heißt in diesem Fall: Lass sie einfach erzählen, wie sie sich fühlt oder an welchen Stellen der Alltag jetzt schwierig für sie ist. Gib ihr keine Tipps oder gutgemeinte Ratschläge, was sie tun könnte. Nimm sie in den Arm, wenn sie das möchte. Und wenn Du etwas sagen möchtest, dann drücke Deine Anteilnahme aus, z. B.
- Das tut mir so leid.
- Ruf mich jederzeit an, wenn Du reden möchtest.
- Das klingt nach einer schwierigen Zeit für Dich. Kann ich Dir mit irgendwas helfen?
Wenn Du Raum schaffst für gute Gespräche, dann gibst Du auch Raum zum Erzählen. Eine gute und hilfreiche Idee ist auch, dass Du Dich mit ihr verabredest – irgendwo wo Ihr ungestört und in Ruhe sprechen könnt. Auch ruhig nicht nur ein Mal, sondern über ein paar Wochen immer mal wieder. Das kann beim Kaffee sein, bei Euch zu Hause oder bei einem Spaziergang im Park.
Zuhören ist das Hilfreichste, was Du für Deine Freundin tun kannst. Damit begleitest Du sie auf ihrem Weg, die Fehlgeburt als ein Teil ihres Lebens zu sehen. Vergiss nicht auch zu fragen, ob sie auch Dinge aus Deinem Leben hören möchte. Manchen Menschen gibt es auch Mut zu sehen, dass es bei einer Freundin gut läuft. Du kannst ganz einfach fragen: „Hilf es Dir, wenn ich erzähle, was bei mir so los ist“. Falls Du selbst schwanger bist und nicht weiß, was Du sagen kannst, schreib uns gerne. Wir unterstützen Dich!
Vielleicht hast Du jetzt gemerkt, dass es gar nicht so schwierig ist, die richtigen Worte bei einer Fehlgeburt im Freundes- und Familienkreis zu finden. Du kannst Deiner Freundin auch von unserem Fehlgeburts-Kurs oder unserem kostenlosen Angebot "Fehlgeburt psychologische Ersthilfe" (immer donnerstags um 18 Uhr) erzählen. Dann hat sie eine Anlaufstelle, wenn sie mehr Informationen und Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Fehlgeburt möchte. Wenn Du noch Fragen hast, dann kannst Du uns gerne eine E-Mail an hello@mentalstark.online schicken.
Wir sind für Dich da!