Jede:r weiß, dass es passieren kann, dass sich eine Schwangerschaft nicht weiterentwickelt. Trotzdem ist es ein Schock, wenn es bei Dir so ist. Traurigkeit, Wut, Schmerz und die Frage nach dem Warum sind in dieser Situation normal. Auch wenn Fehlgeburten viel häufiger sind, als viele denken, macht es das für Dich oder Euch als Paar nicht weniger schmerzhaft und leichter, damit umzugehen. Es ist eine emotional aufwühlende Situation. Je nachdem, wie Deine Fehlgeburt verläuft, kannst oder musst Du mitentschieden, wie diese Schwangerschaft zu Ende gehen soll. Wir haben in diesem Artikel für Dich einige Informationen gesammelt. Konkret geht es um folgende Fragen:

  • Was sind die Anzeichen für eine frühe Fehlgeburt?
  • Was sind die häufigsten Ursachen?
  • Welche Möglichkeiten hast Du nach der Diagnose?
  • Was kann helfen, eine Fehlgeburt zu bewältigen?

Missed abortion, Windei, frühe Fehlgeburt: Was sind die Anzeichen?

Eine Fehlgeburt wird durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt. Manchmal wird auch noch das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) mit einer Blutuntersuchung kontrolliert. Blutungen und Unterbauchschmerzen in der Schwangerschaft sind ein häufiges Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Sie müssen aber nicht immer eine Fehlgeburt bedeuten, sondern kommen auch in normal verlaufenden Schwangerschaften vor. Sie zählen gleichzeitig zu den häufigsten Anzeichen für frühe Fehlgeburten. Das macht es so schwierig, denn diese Anzeichen können einer Fehlgeburt vorausgehen und hinterher ist klar „Ja, das waren die ersten Anzeichen“. Sie können aber auch harmlos sein und es ist alles in Ordnung. Deswegen ist es wichtig eine Fehlgeburt nicht selbst zu diagnostizieren, sondern ärztliche Beratung aufzusuchen.

Auch ohne jegliche Anzeichen kann es leider passieren, dass bei der nächsten Ultraschalluntersuchung bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt kein Herzschlag mehr zu sehen ist. Manchmal spüren Frauen auch ohne Symptome, dass etwas nicht stimmt und bekommen dann in der Untersuchung Gewissheit. Medizinisch heißt das dann Missed abortion. Aber es kommt auch vor, dass kein Embryo in der Fruchthöhle wächst. Das nennt man dann Windei. 

Missed abortion, Windei, frühe Fehlgeburt: Was sind die häufigsten Ursachen?

Die meisten Frauen fragen sich, ob sie etwas falsch gemacht haben, wenn sie eine Fehlgeburt haben. Wenn Du Dich an die Empfehlungen der Ärzt:innen zu Rauchen, Alkohol und Drogen gehalten haben, dann liegen die Ursachen nicht in schädlichem Verhalten. Die häufigste Ursache sind Chromosomenstörungen. Meistens entstehen diese Chromosomenstörungen bei der Entwicklung des Embryos und sind nicht von den Eltern weitergegeben worden. Das heißt, dass der Embryo sich nicht richtig entwickelt hat und dadurch zum Beispiel von einem Chromosom mehr als zwei vorhanden sind. Du kannst es Dir etwas so vorstellen: Die mütterlichen Körperprogramme überwachen sozusagen die Entwicklung des Embryos. Wenn schwere Fehlentwicklungen vorliegen, schafft der Embryo die nächsten Entwicklungsschritte nicht. Der Körper der Mutter registriert das und es passiert nichts mehr oder es beginnt eine Ausstoßungsreaktion. Das bemerkst Du dann als Fehlgeburt.

Missed abortion, Windei, frühe Fehlgeburt: Behandlungsmöglichkeiten nach der Diagnose

Wenn Du die Diagnose Fehlgeburt bekommst, dann ist das erstmal ein Schock. Bis eben warst Du noch schwanger und jetzt ist das abrupt und ungewünscht zu Ende. Das ist sehr traurig und tut weh. Mitten in dieser emotional aufwühlenden Situation kann es jetzt sein, dass Du oder Ihr als Paar mitentscheiden könnt, wie es jetzt weitergeht. Konkret heißt das, Du oder Ihr müsst entscheiden, wie diese Schwangerschaft im Körper beendet wird. Das ist gar nicht leicht, denn Entscheidungen kann man gut treffen, wenn man abgewägt hat und nicht in einer emotionalen Überforderungssituation ist. Die starken Gefühle machen es schwer, auf diese Ebene zu kommen und vielleicht die Informationen aus dem Arztgespräch zu verarbeiten. Deswegen beschreiben wir Dir hier nochmal die drei Möglichkeiten, die Du hast.

  1. Natürlicher Abgang mit nächster Periode: Abwartendes Vorgehen
    Bei dieser Möglichkeit wird etwa vier Wochen abgewartet, ob die Abstoßung des Schwangerschaftsgewebes von alleine passiert. Das kannst Du Dir in etwa so vorstellen, wie einen natürlichen Abgang mit der nächsten Periode. Denn auch bei der Periode wird Gewebe abgestoßen, nur dass sich vorher kein befruchtetes Ei eingenistet hat. Beim natürlichen Abgang wirst Du also eine Blutung haben. Diese kann auch deutlich stärker sein als bei Deiner Periode. Dein:e Ärzt:in kann Dir ein Schmerzmittel empfehlen oder verschreiben, dass Du Dir zur Sicherheit zu Hause hinlegst. Wenn Du sehr stark blutest, Fieber bekommst oder Dir schwindelig ist und wenn Du Angst bekommst, dann ruf bitte in Deiner Arztpraxis oder beim ärztlichen Bereitschaftsdienst an oder gehe in eine Notaufnahme. Dass Du einen Krankenwagen rufen musst, ist wirklich zum Glück ganz selten, aber auch das ist eine Möglichkeit.
  2. Medikamentöse Einleitung des Abgangs
    Wenn Du Dich für diesen Weg entscheidest, dann verschreibt Dir Dein:e Ärzt:in ein Medikament. Dieses Medikament wird entweder eingenommen oder vaginal angewendet. Dein:e Ärzt:in wird Dir genau erklären, welche Option für Dich passend ist. Das Medikament unterstützt den Körper, das Schwangerschaftsgewebe abzustoßen. Es beschleunigt also den natürlichen Abgang. Hierfür musst Du nicht in der Klinik oder Arztpraxis bleiben, sondern Du kannst das Medikament zu Hause anwenden. Hier gilt das gleich wie beim abwartenden Vorgehen aus Punkt 1. Wenn die Symptome aus dem Ruder laufen, suche Hilfe auf.
  3. Kürettage: Operative Entfernung
    Das Schwangerschaftsgewebe kann auch operativ entfernt werden. Das passiert meistens durch Absaugen (Saugkürettage), aber es kann auch eine Ausschabung gemacht werden. Bei einer Ausschabung entfernt der Arzt oder die Ärztin das Schwangerschaftsgewebe mit einer Art Metalllöffel, der sogenannten Kürette. Meistens kann das ambulant mit einer lokalen Betäubung gemacht werden und Du kannst danach nach Hause gehen.

Das waren die medizinischen Möglichkeiten in aller Kürze und nicht jede Möglichkeit steht im Einzelfall jeder Frau zur Verfügung. In jedem Fall hast Du aber Anspruch auf Beratung zu allen Möglichkeiten. Trau Dich danach zu fragen und erbitte Dir Bedenkzeit. Schon eine Stunde oder ein Telefonat mit einer Freundin kann Dir mehr Sicherheit und Entschlusskraft geben. Außerdem musst Du auch eine einmal gewählte Möglichkeit nicht durchziehen. Wenn Du nach ein paar Tagen abwarten merkst, Du möchtest nicht mehr, dann kannst Du immer noch auf Medikamente zurückgreifen oder auf die Kürettage. Egal, wie die Schwangerschaft zu Ende geht, bleibt natürlich die Frage, wie Du emotional mit der Fehlgeburt zurechtkommst. Darauf möchte ich jetzt eingehen.

Was kann helfen, eine Fehlgeburt zu bewältigen?

Wenn Du eine Fehlgeburt hattest, dann heißt das nicht, dass Du auf jeden Fall eine Psychotherapie brauchst. Die meisten Menschen können Krisen alleine bewältigen. Auch Dein:e Gynäkolog:in berät Dich im Folgetermin zum Umgang mit der Fehlgeburt. Wenn Du darüber hinaus Beratung suchst, dann können Schwangerschaftsberatungsstellen eine Option für Dich sein. Das klingt erst mal etwas seltsam, weil mit Schwangerschaftsberatung im Allgemeinen eine Beratung zum Schwangerschaftsabbruch in Verbindung gebracht wird. Schwangerschaftsberatungsstellen beraten aber rund um alle Situationen einer Schwangerschaft, also auch bei Fehl- und Totgeburten. Die Beratung in diesen Stellen ist für Dich kostenlos. Es kann jedoch sein, dass Du etwas Anfahrt und Wartezeit in Kauf nehmen musst, bist Du einen Termin bekommst.

Vielleicht ist eine Beratung aufzusuchen für Dich nicht der erste Schritt auf Deinem Weg. Es gibt auch andere hilfreiche Möglichkeiten, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Deswegen schreiben wir in unserem Magazin Texte mit Informationen und Anregungen zum Ausprobieren. Vielleicht findest Du auch in unserem Magazin-Artikel Fehlgeburt - was passiert da und wie gehe ich damit um noch etwas, das Dir helfen kann. Als Mitglied von MentalStark kannst Du kannst auch immer in unsere Austauschrunde „Kinderwunschzeit“ kommen und Dir Unterstützung und Rat holen. Die Gruppe finden zwei Mal wöchentlich statt und wird von Psycholog:innen oder zertifizierten Kinderwunschberater:innen geleitet. Natürlich kannst Du auch eine Einzelberatung buchen, wenn Dir das lieber ist.

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