Eine einzelne Panikattacke erlebt fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens einmal. Wenn Betroffene mir von „der Panikattacke“ erzählen und wir uns die Rahmenbedingungen anschauen, unter denen die Attacke passiert ist, stellen wir fast immer fest, dass es eine immense Belastungssituation mit mehreren Faktoren gab. Das heißt, die Panik kam meistens doch nicht aus heiterem Himmel, auch wenn sich das in der Situation oft so anfühlt.

Eine Kinderwunschbehandlung kann ihren Teil zu so einer Belastungssituation beitragen. Das heißt nicht, dass eine Kinderwunschbehandlung psychisch schädlich ist. Es bedeutet „nur“, dass es eine intensive Zeit im Leben ist, in der sich viel verändert oder eben nicht so verändert, wie Du es Dir gewünscht hast. Viele Menschen sind unter solchen Umständen dann auch anfälliger für Panik.

Für fast alle von Euch ist es ja so, dass Ihr dauernd neue Informationen sortiert und auf Punkte warten müsst, die es Euch erlauben die nächste Entscheidung zu treffen.

Jetzt gehe ich mal davon aus, dass Du in Deiner Kinderwunschzeit schon mit Panik zu tun hattest und gebe Dir ein paar Infos und Tipps, die Dir helfen können und hoffentlich für Dich nützlich sind. Bei der Bewältigung von Panik gibt es zwei Ansätze, die Du auch als Selbstbehandlung anwenden kannst. Beziehungsweise, wenn Du sie liest, kommen sie Dir bestimmt bekannt vor und Du wendest sie teilweise schon an. Der eine ist Risikominimierung und der andere ist Exposition. Zu Risikominimierung kann man auch Vermeidung sagen, so steht es auch in den meisten Psychologiebüchern oder Ratgebern und Exposition kann man auch als „die Angst passieren lassen“ umschreiben. Wenn Du das jetzt zum ersten Mal liest, kommt es Dir vielleicht gefährlich vor. Ich werde es im Verlauf noch besser erklären und hoffe, Du fühlst Dich am Ende mutiger! Dafür benutze ich als Beispielsituation „Auto fahren“, damit Du sehen kannst, dass es nicht nur mit dem Kinderwunsch, oder vielleicht den Spritzen, die Dich stressen, zu tun hat. 

Gleichzeitig finde ich es aber auch wichtig zu sagen, dass es nicht „nur Kopfsache“, sondern auch eine emotionale Sache ist. Diese lässt sich leider nur bedingt über den „Kopf“ und das rationale Denken ansteuern. Eine erfolgreiche Selbstbehandlung der Angst und der Angst-vor-der-Angst (diese nenne ich auch Erwartungsangst) beinhaltet auch emotionale Komponenten.

Also, gehen wir jetzt vom Allgemeinen zum Beispiel „Auto fahren“ und ich versuche Dir daran sichtbar zu machen, wie Du Dir selbst helfen kannst. Auto fahren ist für unsere Wahrnehmung und in der Ausführung generell anspruchsvoll. Der Körper reagiert auf die schnell vorbeiziehende Umgebung. Viele Menschen reagieren auf hohe Geschwindigkeiten im Auto mit Erhöhung des Muskeltonus. Das heißt, Du bist vielleicht unterbewusst körperlich etwas angespannter während der Fahrt. Wenn jetzt die Autofahrt bei erhöhter Grundanspannung begonnen wurde, kann die Sicherung „rausknallen“, die Anspannung überschreitet einen Schwellenwert und der Körper geht ins Fluchtprogramm – Du hast Angst. Es ist Dir zu viel. Du erlebst eine Panikattacke. Das kann sich richtig schlimm anfühlen. Und hier kommen dann die Synapsen ins Spiel, also die Verknüpfungen, die Dein Gehirn bildet, wenn es etwas lernt. Dein Verstand analysiert und schließt „Auto fahren = Auslöser = gefährlich“.  Jetzt liegen also zwei Probleme vor. Der akute Angstzustand, auch Panik genannt, mit der persönlich empfundenen Not sofort die Situation verlassen zu müssen, erzeugt einen Lerneffekt. Das Fluchtprogramm, von dem ich spreche beinhaltet so etwas wie schwitzen, schnelleren Herzschlag und einen trockenen Mund. Diese „Angstsymptome“ sind aber in der Regel nicht gefährlich (außer Du hast eine Erkrankung, bei der das auf keinen Fall passieren darf). Im Erleben können sich Angst und Gefahrenanzeige so vermischen, dass es Dir so vorkommt, als würdest Du in der Angst die Kontrolle verlieren. Und ein bisschen stimmt das auch – Dein Körper macht ja gerade, was er will.

Natürlich macht es beim Beispiel „Auto fahren“ an dieser Stelle Sinn rechts ranzufahren und sich zu beruhigen. Was allerdings langfristig eher Probleme produziert, ist sich zu sagen: „Die Panik wurde vom Auto fahren ausgelöst und jetzt vermeide ich das“. Was mehr Sinn macht, ist sich zu sagen: „Wahrscheinlich ist meine Gesamtsituation für mich gerade anstrengender, als ich es bewusst wahrnehme. Ich brauche eine Pause und generell etwas weniger zu tun. Auto fahren kann ich trotzdem“. Manche Menschen entscheiden sich, dass sie für diese Ermutigung eine Assistentin oder einen Assistenten dabei haben wollen und gehen zu einer Verhaltenstherapeutin oder einem Verhaltenstherapeuten, aber das ist nicht zwingend erforderlich. Unabhängig, ob mit Therapeut:in oder ohne, ist die Bewältigung dann eine Mischung aus Vermeidung und „die Angst passieren lassen“. Die Vermeidung konzentriert sich aber nicht auf den vermeintlichen Auslöser (das Auto fahren), sondern die Grundanspannung. Also alles, was Du gerade machst, das Dich anstrengt – sei es mental oder körperlich. Der Bereich „die Angst passieren lassen“ beinhaltet, dass Du Dir und Deinem Körper vertraust, dass die Angstsymptome, die Du erlebst nicht gefährlich sind, sondern Dir „nur“ anzeigen, dass Du gerade eine Pause brauchst.  

Ganz speziell bei der Spritzenangst gibt es jetzt eine Besonderheit, denn da kann es sein, dass die Angstreaktion anders ist. Ein eigenes Tutorial dazu findest Du im Mitgliederbereich. Damit kannst Du herausfinden, welche Art von Angstreaktion Du hast und was Dir helfen kann. Hat dieser Artikel bei Dir sehr, sehr viele Fragen aufgeworfen oder wünschst Du Dir unsere Hilfe für die Bewältigung? 

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