Der Verlust einer Schwangerschaft ist eine zutiefst persönliche Erfahrung und darüber zu sprechen, fällt nicht immer leicht. Dennoch kann es eine wichtige Hilfe sein, deine Gefühle zu teilen, damit Du den Verlust verarbeiten kannst und es Dir nach und nach besser geht.
Auch wenn viele Menschen unsicher oder unbeholfen auf das Thema reagieren, kannst Du selbst entscheiden, wie, wann und mit wem Du darüber sprechen möchtest. Dieser Artikel soll Dir helfen, Dich auf das Gespräch vorzubereiten und gibt Dir konkrete Schritte, wie Du über Deine Fehlgeburt sprechen kannst.
1. Erkenne Deine Emotionen an
Es ist völlig normal, dass Du Dich traurig, wütend oder verwirrt fühlst. Akzeptiere diese Gefühle und sei Dir bewusst, dass sie einen wichtigen Teil des Heilungsprozesses darstellen. Wenn Du Deine Emotionen kennst und akzeptierst, fällt es Dir leichter, sie anderen zu erklären.
Tip: Schreibe alle Deine Gefühle im Laufe eines Tages in ein Notizbuch.
2. Wähle den richtigen Zeitpunkt um über Deine Fehlgeburt zu sprechen
Nicht jeder Moment ist geeignet, um über solch eine persönliche Erfahrung zu sprechen. Wähle einen Zeitpunkt, an dem Du Dich stabil genug fühlst, um das Gespräch zu führen.
Überlege Dir auch, ob Du lieber in einer privaten Umgebung oder in einem offenen Raum darüber sprechen möchtest.
Tip: Du kannst auch vorher ankündigen, dass Du Dich plötzlich ohne Erklärung zurückziehst. Nutze folgenden Satzbaustein:
"Ich möchte dir etwas Persönliches mitteilen. Falls es mir zu viel wird, ziehe ich mich kurz zurück. Bitte verstehe das nicht falsch."
3. Bestimme, wie Du das Gespräch führen möchtest
Ob Du persönlich, per Telefon oder schriftlich über Deine Fehlgeburt sprechen möchtest, bleibt Dir überlassen. Es kann hilfreich sein, das Gespräch vorher zu üben – vielleicht vor dem Spiegel. So gewinnst Du mehr Sicherheit.
Tipp: Wenn Du das Gefühl hast, es wäre leichter, neben jemandem zu sitzen statt direkt gegenüber, um nicht jede Reaktion mitbekommen zu müssen, kannst Du das so ausdrücken:
"Ist es für dich in Ordnung, wenn wir nebeneinander sitzen, während wir reden? Das würde mir helfen, mich etwas wohler zu fühlen und mich besser zu konzentrieren."
4. Sei offen, aber setze Grenzen
Deine Geschichte ist persönlich, und Du entscheidest, wie viel Du teilen möchtest. Es ist okay, offen über Deinen Verlust zu sprechen, aber Du darfst auch klare Grenzen setzen. Wenn Du nicht über Details sprechen möchtest, kannst Du das freundlich, aber bestimmt sagen.
Tip: Nutze "Ich-Botschaften", um Deine Grenzen klar und respektvoll zu kommunizieren. Zum Beispiel:
"Ich schätze Dein Interesse und Dein offenes Ohr. Im Moment fühle ich mich nicht wohl damit, über die Details zu sprechen. Ich hoffe, Du verstehst das. Ich bin aber dankbar, dass ich dir von meiner Erfahrung erzählen konnte."
Diese Formulierung:
- Würdigt die gute Absicht des Gesprächspartners
- Drückt Dein aktuelles Gefühl aus
- Setzt eine klare Grenze
- Bittet um Verständnis
- Endet auf einer positiven Note
5. Bereite Dich auf Reaktionen vor
Menschen wissen oft nicht, wie sie auf das Thema Fehlgeburt reagieren sollen. Es kann zu unsensiblen oder unbeholfenen Kommentaren kommen. Mach Dir bewusst, dass solche Reaktionen selten böse gemeint sind, sondern oft aus Unwissenheit resultieren.
Du kannst Dir überlegen, wie Du auf solche Kommentare reagieren möchtest, und klare Anweisungen geben, wie andere Dich unterstützen können.
Tipp mit Beispielsatz: Bereite eine freundliche, aber direkte Antwort vor, die sowohl deine Gefühle ausdrückt als auch Orientierung gibt. Du könntest sagen:
"Ich weiß, es ist nicht einfach, die richtigen Worte zu finden. Was mir am meisten hilft, ist einfach, dass Du mir zuhörst und für mich da bist. Du musst keine Lösungen anbieten oder die Situation schönreden. Deine Anwesenheit und dein Mitgefühl bedeuten mir schon sehr viel."
Dieser Satz:
- Zeigt Verständnis für die Schwierigkeit der Situation
- Gibt klare Hinweise, wie Unterstützung aussehen kann
- Entlastet den anderen von dem Druck, "das Richtige" sagen zu müssen
6. Sei ehrlich über Deine Bedürfnisse
Kommuniziere klar, was Du Dir von Deinen Gesprächspartnern wünschst. Vielleicht brauchst Du einfach nur jemanden, der zuhört, oder Du möchtest praktische Hilfe. Wenn Du genau sagst, was Du brauchst, können andere besser darauf eingehen.
7. Hole Dir Unterstützung
Es kann helfen, sich auf vertraute Menschen zu stützen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Plattformen wie MentalStark bieten psychologisch moderierte Gruppen, in denen Du Dich sicher austauschen kannst.
Wenn Du merkst, dass Dir Gespräche schwerfallen, kannst Du auch unsere wöchentlichen Online-Gruppen zur „psychologischen Ersthilfe nach einer Fehlgeburt“ besuchen. Diese finden donnerstags um 18 Uhr statt und bieten Dir einen geschützten Raum, um Unterstützung zu finden.
Quellen
1. Springer.com