Vorzeitige Menopause, verfrühte Wechseljahre, Premature Ovarian Failure (POF) oder prämature Ovarialinsuffizienz (POI). Das sind allesamt verschiedene Begriffe, die dasselbe ausdrücken: zu früh im Leben reifen nur noch wenige oder keine Eizellen mehr im Eierstock heran. Wir wollen Dir mit diesem Artikel die wichtigsten Infos über das Thema „vorzeitige Menopause“ mitgeben und folgende Fragen beantworten:

  • Wie werden die Wechseljahre in der Gesellschaft gesehen?
  • Welche Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer POI?
  • Welche psychologischen Aspekte spielen bei POI eine Rolle?

Wie werden die Wechseljahre in der Gesellschaft gesehen?

Im Durchschnitt liegt das Alter für die Menopause bei ca. 51 Jahren. In selteneren Fällen (1%) tritt diese auch schon vor dem 40. Lebensjahr auf. In diesem Fall wird von einer prämaturen Ovarialinsuffizienz oder alltagssprachlich auch von verfrühten Wechseljahren gesprochen.

Frauen haben unterschiedliche Zeitfenster, in denen ihr Körper in der Lage ist, schwanger zu werden. Dazu muss der Körper Eizellen „produzieren“. Eigentlich ist produzieren gar nicht das richtige Wort, denn als Frau bist Du schon mit all Deinen Eizellen auf die Welt gekommen. Was eigentlich passiert ist, dass die Eizellen sich aus einem unreifen Stadium in ein befruchtungsfähiges (reifes) Stadium weiterentwickeln. Das Problem hierbei ist vor allem, dass keiner weiß, wann sich das Zeitfenster schließt, in dem das in Deinem Körper gut klappt. Das merkst Du nicht. Es ist auch nicht beeinflussbar. Und so kommt es bei ca. 1% der Frauen vor, dass die Eierstockfunktion viel früher als erwünscht oder erwartet erlischt. Die Menopause hat dann eingesetzt. Das fällt Betroffenen oft erst auf, wenn sie die hormonelle Verhütung absetzen und versuchen schwanger zu werden.

Jetzt könntest Du denken, „Was, Wechseljahre, da gibt’s doch Hitzewallungen, das merkt man doch!“ Insbesondere Verhütungspillen, die auch Östrogene enthalten, können die Symptome von Wechseljahren überdecken. Die Symptome sind - sozusagen versehentlich - durch die Pille gut im Griff und bleiben dadurch unbemerkt. Neben Hitzewallungen wird in der Gesellschaft auch immer wieder das Bild von Frauen um die 50 mit Stimmungsschwankungen assoziiert. An jüngere Frauen denkt in diesem Zusammenhang wohl kaum einer. Wenn Du davon betroffen bist, könne es also sein, dass Dein Umfeld sich mit dieser Erkrankung einfach nicht auskennt. Oft merkst Du das daran, dass Du Dich mit verharmlosenden Aussagen („Das wird schon nicht so schlimm sein“), Unverständnis („Sei doch froh, dass Du keine Periode haben musst“) oder wenig hilfreichen Ratschlägen („Setz doch einfach die Pille ab“) auseinandersetzen muss.

Auch gleichgeschlechtliche Partnerinnen werden möglicherweise zu Zeiten des Kinderwunsches damit konfrontiert, wieso nicht „einfach die andere“ das Baby bekommt, denn dann gäbe es ja kein Problem. So einfach ist das natürlich nicht, schließlich ist die Partnerin keine Ersatzfrau. Die eigene Vorstellung von der Familienplanung hat immer seine Berechtigung, unabhängig von gesellschaftlichen Normen oder Ratschlägen. Es könnte daher hilfreich sein, Ideen zu haben, wie man seinem Umfeld die eigene Situation gut erklären kann, sollte man auf Unverständnis stoßen. Damit Du einen besseren Überblick über die POI mit ihren Ursachen oder Symptome hast, kommen jetzt noch ein paar detailliertere medizinische Fakten zu dem Thema.

Welche Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer POI?

Per Definition beschreibt die prämature Ovarialinsuffizienz das vorzeitige Nachlassen der ovariellen Funktion vor dem 40. Lebensjahr. Wie bei der „normalen“ Menopause sinkt die Östrogenproduktion, sodass es zu einem dauerhaften Ende der Menstruation kommt. Es gibt natürlich auch Frauen, bei denen die Wechseljahre zwischen 40 und 50 einsetzen. Per medizinischer Definition würde man hier allerdings nicht von einer prämaturen Ovarialinsuffizienz sprechen, obwohl das Eintreten im Vergleich zum Durchschnittsalter verfrüht ist. Die Herausforderungen während der Kinderwunschzeit sind in beiden Altersgruppen gleich.

Im Folgenden werden einige medizinische Fragen geklärt, die Dir überblicksartig die wichtigsten Infos zur vorzeitigen Menopause geben sollen.

Was sind die Ursachen einer POI?

Es gibt unterschiedliche Ursachen, die zu einer verfrühten Abnahme der Eierstockfunktion führen können. Genetisch bestimmte Veranlagungen oder Erkrankungen stellen eine Ursache dar. So ist bei einigen Frauen die Zahl der Ovarialfollikel schon von Geburt an geringer als bei anderen. Es gibt auch Autoimmunerkrankungen, die zu einer Produktion von Antikörpern führen, die das körpereigene Gewebe, einschließlich der Eierstöcke, angreifen. Metabolische Erkrankungen (z. B. Diabetes) oder Virusinfektionen (z. B. Mumps) könnten ebenfalls ursächlich für eine POI sein. Auch die Folgen einer Operation, Chemo- oder Strahlentherapie zählen zu möglichen Ursachen, da die Eierstöcke hierbei beschädigt werden können. Wichtig ist auch, dass der Konsum von Toxinen, darunter auch Tabak, eine Ursache für eine früher einsetzende Menopause sein kann. Falls Du mit dem Rauchen aufhören möchtest, wende Dich an uns- wir wissen es ist schwer und schambesetzt in der Kinderwunschzeit zu rauchen, aber wir helfen Dir! Du findest hierzu auch ein Video in unserer Mediathek.

Welche Symptome treten bei einer POI auf?

Viele der Betroffenen haben keinerlei körperliche Symptome. Oft bemerken die Frauen erst wenn sie versuchen schwanger zu werden, dass sie über keinerlei Eizellreserve mehr verfügen. Andere Frauen haben Symptome, die denen der „normalen“ Wechseljahre ähneln: Hitzewallungen, Nachtschweiß, Stimmungsschwankungen und/oder eine schwächer werdende oder unregelmäßige Periode.

Die geringere Produktion an Östrogen kann zur Folge haben, dass sich die Knochendichte verringert (Osteoporose). Ebenso kann der Östrogenmangel zu einer vaginalen Atrophie, also dem Austrocknen oder Verdünnen der Scheidenschleimhaut, führen. Mediziner:innen empfehlen betroffenen Frauen, so lange einer Östrogentherapie zu machen, bis sie das durchschnittliche Alter für die Menopause (im Schnitt ca. 51 Jahre) erreicht haben. Ohne diese Östrogentherapie besteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Demenz, Parkinson, Depression oder koronare Herzerkrankungen. Diese Risiken treten allerdings nur selten auf. Wenn man bei Dir eine POI festgestellt hat, wird Dein Arzt oder Deine Ärztin die Behandlung an Dich anpassen, sodass weitere Risiken eingedämmt werden.

Wie erkennt man eine POI und (wie) kann sie behandelt werden?

Manchmal stellen Zyklusstörungen oder andere Symptome eines möglichen Östrogenmangels den Grund für eine Untersuchung einer POI dar. In den meisten Fällen ist es jedoch so, dass die POI aufgrund eines unerfüllten Kinderwunschs entdeckt wird.

Zur Feststellung, ob eine POI vorliegt, wird sich Dein Arzt/Deine Ärztin zuerst ein genaueres Bild von Beschwerden, Zyklusstörungen oder Vorbelastungen machen. Da Deine Periode wahrscheinlich dauerhaft ausbleibt, wird meistens auch ein Schwangerschaftstest gemacht, um eine Schwangerschaft als Ursache sicher auszuschließen. Es kann in der Kinderwunschzeit sehr belastend sein, einen Schwangerschaftstest machen zu müssen, nur damit er „NEGATIV“ anzeigt. Zur eindeutigen Diagnose ist dieses Vorgehen aber leider notwendig. Außerdem werden Östrogen und das follikelstimulierende Hormon FSH für einige Wochen regelmäßig über ein Blutbild gemessen.

In den medizinischen Leitlinien wird zu einer Östrogentherapie geraten. Damit wollen die Ärzte Dich vor möglichen zukünftigen Begleiterscheinungen schützen und Deine bisherigen Symptome vermindern. Die Einnahme von Östrogen soll Osteoporose und anderen Nebenwirkungen des Östrogenmangels vorbeugen. Zu beachten ist hierbei, dass das Einnehmen von Östrogen zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von einem Gebärmutterkarzinom führen kann. Aus diesem Grund wird zusätzlich die Einnahme von Progesteron empfohlen, was helfen kann, vor dieser Krebsform zu schützen. Das hört sich im ersten Moment sehr beängstigend an. Aber auch diese Fälle sind sehr selten, da Progesteron ein relativ einfach anzuwendender Vorsorgebestandteil ist und dieses spezielle Risiko dadurch stark reduziert werden kann. Wichtig ist in jedem Fall, dass Du die Therapie mit Deiner Ärztin besprichst und sie verstehst.

Welche psychologischen Aspekte spielen eine Rolle bei einer POI?

Die medizinischen Leitlinien befassen sich vor allem mit dem Eindämmen von Symptomen und dem Schutz vor Folgeerkrankungen. In Bezug auf den Kinderwunsch wird lediglich eine künstliche Befruchtung empfohlen, da die Chance auf natürlichem Wege schwanger zu werden sehr gering ist. Wie man aber mit dem scheinbar aussichtslosen Wunsch ein Kind zu bekommen und anderen psychischen Begleiterscheinungen umgeht, ist dabei leider kein Thema.

Es ist verständlich, wenn Du Dich in dieser Situation traurig, wütend oder verängstigt fühlst. Wahrscheinlich fragst Du Dich auch sehr häufig, warum Du „anders“ bist als andere oder schon „so früh alt geworden bist“. Vielleicht gibst Du Dir auch die Schuld an Deiner Situation, weil Du nichts bemerkt hast oder die Kinderplanung nicht schon früher angegangen bist.

Hinzu kommt, dass der Prozess der künstlichen Befruchtung anstrengend und eine enorme körperliche und psychische Herausforderung ist. Leider kann auch nicht garantiert werden, dass sich Dein Wunsch nach einem eigenen Baby dadurch erfüllt. Es gibt Frauen, die auf eine hormonelle Stimulation ansprechen, andere leider nicht. Das kann man nur durch ausprobieren herausfinden. Diese Ungewissheit und all diese Belastungen lassen Deine Situation vielleicht aussichtslos erscheinen und Du kannst an Deine Grenzen kommen. Diese Gefühle und Gedanken sind normal und haben ihre Berechtigung. Eine Erkrankung und ein unerfüllter Kinderwunsch sind extreme Herausforderungen für Deine eigene mentale Gesundheit und möglicherweise auch für Deine Partnerschaft.

Für Deine mentale Gesundheit ist es hilfreich, die Erkrankung zu akzeptieren und anzunehmen. Das ist leichter gesagt als getan. Wenn Du Dich aber aktiv und bewusst mit Deiner Situation auseinandersetzt, kannst Du Vermeidungsverhalten oder Verdrängung verhindern. Diese Verhaltensweisen könnten Deiner mentalen Gesundheit schaden. Natürlich gibt es auch immer wieder schlechte Tage, an denen Du einfach traurig, genervt und wütend bist. Das ist vollkommen okay! Auch diese Gefühle sind wichtig und sind Teil von Dir und Deinem Leben. Wenn Du es aber schaffst und lernst, mit diesen negativen Gefühlen umzugehen, wird es Dir langfristig besser gehen.

Abschließend möchten wir noch einmal betonen, dass die vorzeitige Menopause eine Erkrankung ist. Es ist wichtig, sich das bewusst zu machen. Sie muss zwar nicht zwangsläufig mit starken körperlichen Symptomen einhergehen. Dennoch oder gerade deswegen kann sie sehr belastend für die mentale Gesundheit sein. Deine gewohnten Bewältigungsmechanismen im Umgang mit Schmerzen oder Krankheiten greifen wohlmöglich nicht und das Fehlen von körperlichen Symptomen macht die Krankheit weniger (be-)greifbar. Diese Gefühle von Wut, Angst und/oder Traurigkeit werden Dir während Deiner Kinderwunschzeit immer wieder begegnen. Ich ermutige Dich, Dir Hilfe bei Familie, Freunden und/oder Fachpersonal zu holen! Du musst auf keinen Fall allein mit diesem Thema umgehen.

Natürlich helfen auch wir von MentalStark Dir! Wenn Du psychologische Begleitung in Anspruch nehmen möchtest, sind wir für Dich da - mit Webinaren, unserer App und auch im Einzelgespräch. Möchtest Du mehr dazu wissen? Dann komm doch einfach mal in unserer Kennenlernsession vorbei! Wir zeigen Dir die Plattform und Du kannst uns Deine Fragen stellen - ohne Voranmeldung und ohne Registrierung! Oben rechts über den orangen Button "Zum Angebot" kommst Du zur Seite mit unserem Stundenplan, dort ist auch der Link, über den Du an der Kennenlernsession teilnehmen kannst. Oder Du meldest Dich einfach direkt für den kostenlosen Probemonat an.