Eisprung erkennen, fruchtbare Tage erkennen – wie geht das eigentlich?

Sicherlich hast Du schon einmal den Begriff „fruchtbares Fenster“ oder auch „fruchtbare Tage“ gehört - ein Hot Topic, wenn Du schwanger werden willst. Denn in diesen Tagen findet der Eisprung statt. Und hier entscheidet sich auch, ob Du schwanger wirst oder nicht. Doch was genau sind die fruchtbaren Tage? Wie merkt man, dass man einen Eisprung hat? Wie viel Tage nach dem Eisprung ist man fruchtbar? Und wie lange dauert ein Eisprung bei der Frau? Fragen über Fragen – hier findest Du Antworten.

Was sind die fruchtbaren Tage? Wann ist die Fruchtbarkeit hoch?

Die fruchtbaren Tage sind der Zeitraum, in dem der Eisprung stattfindet und die Eizelle befruchtet werden kann. Klingt erstmal einfach. Um das besser zu verstehen, schauen wir kurz, was bei der Empfängnis genau passiert. Wort Empfängnis ist ein sehr abstrakter Begriff, bedeutet aber einfach: Befruchtung der Eizelle durch eine Spermienzelle.

Alles beginnt im Eileiter. Dort trifft die Eizelle nach dem Eisprung auf die Spermien. Obwohl viele dieser Spermienzellen versuchen die Hülle der Eizelle zu durchdringen, schafft es am Ende nur eine. Sobald das geschehen ist, wird die Erbinformation der beiden Zellen miteinander kombiniert. Mit anderen Worten: Die männliche und die weibliche Keimzelle, auch als Gameten bezeichnet, verschmelzen. Die entstandene befruchtete Keimzelle nennt man dann Zygote.

Diese wandert anschließend durch den Eileiter in die Gebärmutter und nistet sich dort in die Gebärmutterschleimhaut ein. Sobald die Einnistung abgeschlossen ist, hat die Schwangerschaft begonnen. Grundlage dessen sind zwei Dinge. Erstens, dass eine Eizelle aus dem Eierstock in den Eileiter freigesetzt wird. Und zweitens, dass befruchtungsfähige Spermien zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Richtiger Ort ist klar. Aber was ist die richtige Zeit. Oder anders gefragt:

Wie lange dauert ein Eisprung bei der Frau? Wann macht ein Ovulationstest Sinn?

Eine Eizelle ist nur innerhalb von 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig. Dieses Zeitfenster zu treffen ist also der „Trick“, um den ersten wichtigen Schritt einer Schwangerschaft zu gehen.

Das heißt, dass den Gameten, also der männlichen und der weiblichen Keimzelle, maximal 24 Stunden bleiben, um zu verschmelzen. Ist nun also das fruchtbare Fenster des Zyklus genauso lang, wie die Eizelle befruchtbar ist? Sollte hier nicht eher von einem „fruchtbaren Tag“ gesprochen werden? Nein, denn es gibt zum Glück eine Art Puffer.

Wie viel Tage nach dem Eisprung ist man fruchtbar?

Die Samenzellen können in der Gebärmutter und in den Eileitern zwischen zwei und fünf Tagen, in seltenen Fällen auch sieben Tage, auf die Eizelle „warten“. Damit wird der fruchtbare Zeitraum um diese Zahl an Tagen erweitert. Er beginnt also zwei bis fünf Tage vor dem Eisprung und endet 24 Stunden danach.

Nun haben wir geklärt, was im Groben die fruchtbaren Tage ausmacht. Doch wie kann man fruchtbare Tage erkennen?

Eisprung und fruchtbare Tage erkennen

Bestimmt hast Du schon Abbildungen oder Beschreibungen des 28-Tage-Zyklus gesehen oder gelesen. Zur Vereinfachung wird dabei oft davon ausgegangen, dass der Zyklus genau 28 Tage lang ist und der Eisprung genau am 14. Zyklustag stattfindet. So wie auf dem folgenden Bild.

Die Tage um den Eisprung herum werden als fruchtbar bezeichnet. Es wird also einfach angenommen, dass Dein Körper einem solchen 28-Tage-Rhythmus folgt. Um nun schwanger zu werden, sollst Du nun einfach die Tage abzählen und zum richtigen Zeitpunkt Sex haben. Easy peasy, oder? Nicht ganz.

Ein Großteil der Frauen hat Zyklen, die länger oder kürzer als 28 Tage sind. Und nicht jeder Zyklus einer Frau ist immer gleich lang. Also vielleicht sind es in einem Monat 23 Tage und im nächsten 27 und ein anderes Mal 25 Tage. Wir halten also fest: Die Länge des Zyklus ist nicht nur von Frau zu Frau verschieden. Auch die Zyklen einer Frau können unterschiedlich lang sein.

Das macht das Eisprung erkennen im Zyklus schwierig. Denn einfach X Tage abzuzählen funktioniert nicht, wenn die Zyklen unterschiedlich lang sind.

Merkt man den Eisprung? Und wenn nicht - wie stellen wir ihn fest?

Dafür brauchen wir das Zyklusmonitoring.  Zyklusmonitoring bedeutet nichts anderes als das systematische Beobachten und Darstellen des Zyklus und seiner Phasen. Dabei ist das Ziel, mithilfe der gewonnenen Daten den optimalen Zeitpunkt der Befruchtung vorherzusagen oder sogar zu bestimmen. Mit anderen Worten, herauszufinden wann der Eisprung stattfindet, um zu wissen wann die fruchtbaren Tage sind.

Wann ist Zyklusmonitoring sinnvoll?

Zyklusmonitoring ist z. B. dann sinnvoll, wenn Du einen Kinderwunsch hast. Oder wenn es mit dem Schwangerwerden nicht klappt und kein offensichtlicher Grund vorliegt (wie z. B. kein Sex an den fruchtbaren Tagen). Doch auch außerhalb des Kinderwunsches kann das Beobachten des Zyklus von Interesse sein. Je nachdem, in welchem Stadium des Kinderwunsches Du Dich befindest oder wie Deine persönlichen Vorlieben sind, kommen verschiedene Optionen für Dich in Frage. Denn: Zyklusmonitoring ist nicht gleich Zyklusmonitoring.

Die Methoden zum systematischen Beobachten des Zyklus lassen sich danach unterteilen, ob sie selbst durchgeführt werden können oder ob das in einer Praxis oder Klinik gemacht werden muss.

Beginnen wir mit den sogenannten symptothermalen Methoden. Wie der Name schon sagt, geht es um Symptome – also Anzeichen. Und das Wörtchen „thermal“ bedeutet „die Wärme betreffend“. Also ganz konkret: Temperatur messen, Beobachten des Zervixschleims und Abtasten des Muttermundes. Kinderwunschpraxen oder -kliniken machen Zyklusmonitoring mit Untersuchungen, die größere Geräte oder komplexere Verfahren verwenden. Zum Beispiel Ultraschalluntersuchungen und Hormonanalysen.

Die symptothermalen Methoden können mit relativ niedrigen Kosten und von Dir selbst von zu Hause aus angewandt werden. Dafür setzen sie jedoch eine gewisse Motivation und ein „Dranbleiben-Wollen“ voraus. Das kann durchaus auch eine Herausforderung darstellen. Wenn Du eine ärztliche Diagnose für mögliche Zyklusbeschwerden haben möchtest, hilft Dir die Selbstbeobachtung mit symptothermalen Methoden allerdings nicht viel weiter. Sie dient eher dazu, Dich in deinem Zyklus zurechtzufinden.

Eisprung und fruchtbare Tage selbst erkennen – wie geht das?

Den Eisprung und die fruchtbaren Tage kannst Du mithilfe der Basaltemperatur, dem Zervixschleim und dem Abtasten des Muttermundes selbst erkennen.

Was ist die Basaltemperatur?

Die sogenannte Basaltemperatur ist nichts anderes als Deine Körperkerntemperatur während des Schlafens. Sie wird direkt nach dem Aufwachen gemessen. Was sagt die Höhe der Körperkerntemperatur aus? Die Körperkerntemperatur schwankt im Verlauf des Zyklus. Zu Beginn des Zyklus bis zum Eisprung entspricht diese etwa 36,5 Grad Celsius. Danach steigt sie um mindestens zwei zehntel Grad Celsius an, also 0,2 Grad. Diese „Hochlage“ bleibt dann bis zum nächsten Zyklus erhalten. Das bedeutet, das anhand des Temperaturverlaufs ungefähre Annahmen gemacht werden können über den Zeitpunkt des Eisprungs und damit des fruchtbaren Fensters.

Den Zervixschleim beobachten

Ergänzend dazu kann auch der Zervixschleim beobachtet werden. Denn genauso, wie die Temperatur Schwankungen innerhalb des Zyklus unterliegt, verändert sich auch der Schleim. Seinen Namen hat er seinem Entstehungsort. Denn die Zervix ist der lateinische Name für den Gebärmutterhals.

Zu Beginn des Zyklus ist es dort eher „trocken“. Im weiteren Verlauf ist der Schleim zunächst trüb bis weißlich oder gelblich. In den Tagen vor oder während des Eisprungs wird dieser immer klarer. Auch die Konsistenz verändert sich. So wird aus einem eher festen, zähen Schleim ein eher flüssiger und/ oder „fadenziehender“ Schleim. Wenn Du bei einer Selbstuntersuchung etwas von dem Schleim zwischen Deine Finger bekommst, solltest Du ihn mühelos einige Zentimeter ziehen können.

Ein Geheimtipp vor allem für Männer: Falls Du wissen willst, wie dieser Schleim ungefähr aussehen oder sich anfühlen kann, kannst Du dazu den klebrigen Saft der Blätter einer Aloe Vera verwenden. Dieses ist zwar weniger elastisch, kommt dem „echten“ Schleim aber schon sehr nahe.

Wie taste ich den Muttermund ab?

Ergänzend zu den Selbstuntersuchungen durch Temperatur und Schleim kann die Bestimmung der fruchtbaren Tage durch Abtasten des Muttermunds erfolgen. Wie geht das? Und was hilft Dir das?

Innerhalb des Zyklus verändert der Muttermund seinen Zustand. Zu Beginn des Zyklus und am Ende ist er eher hart und wird vom Gefühl her oft mit der Spitze der Nase verglichen. Das verändert sich jedoch, je näher der Eisprung kommt. Dann wird er weich und fühlt sich mehr an wie eine Lippe.

Den Muttermund zu finden kann sich schon wie eine Herausforderung anfühlen. Dieser ist nämlich nicht immer an derselben Stelle, sondern hebt oder senkt sich im Laufe des Zyklus. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass wenn Du einen Finger in die Scheide einführst und ganz „hinten“, zur Körpermitte, die Scheidenwand abtastest, etwas finden solltest, was sich ein wenig anfühlt wie ein kleiner Donut. Also eine runde Wulst mit einer Kuhle in der Mitte, in die Du die Fingerspitze leicht hineinlegen kannst. Das ist der Muttermund.

Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten, die Dir beim Beobachten Deines Zyklus helfen können (z. B. Ovulationstests). Basaltemperatur messen, Zervixschleim beobachten und Muttermund abtasten können aber schon ein erster Anfang sein. Und sie kosten nichts.

Es kann natürlich sein, dass Dir diese Methoden nicht zusprechen oder aufgrund deiner aktuellen Situation überhaupt nicht erst in Frage kommen. Oder aber Du hast Dich schon eine Zeit lang damit auseinandergesetzt und stehst jetzt vor der Entscheidung, ob erweiternde medizinische Hilfe notwendig ist. Das führt uns zu der Frage:

Wie geht Zyklusmonitoring in Kinderwunschpraxen oder Kinderwunschkliniken?

Das kommt darauf an, welche Methoden angeboten werden. Was genau Deine Kinderwunschpraxis oder -klinik anbietet, kannst Du einfach bei einem Telefonat oder vor Ort erfragen. Im Wesentlich werden Hormon- und Ultraschalluntersuchungen angeboten. Damit werden in einem sogenannten Kontrollzyklus Informationen über den Zyklus abgeleitet. Der Kontrollzyklus ist eine Art Referenz, anhand derer sich die nächsten Schritte der Kinderwunschbehandlung orientieren können.

Wie genau läuft ein Zyklusmonitoring hier ab?

Typischerweise werden für das Zyklusmonitoring drei bis vier Kontrolltermine an dem jeweiligen Behandlungsort vereinbart. Die erste Untersuchung findet während der Zyklustage 3-5 statt. Bei diesem ersten Termin wird der Blutspiegel einiger Hormone erfasst, welche an der Eizellenreifung beteiligt sind und diese hindern könnten. Das sind zum Beispiel das follikelstimulierende Hormon (FSH), das luteinisierende Hormon (LH), Schilddrüsenhormone, Prolaktin und die Androgene, wie zum Beispiel Testosteron. Zusätzlich kann auch noch das Anti-Müller-Hormon (AMH) untersucht werden. Dieses Hormon gibt Aufschluss über die Eizellreserve in den Eierstöcken. Außerdem werden zu diesem Zeitpunkt auch die Eierstöcke, die Eileiter und die Gebärmutter per Ultraschall untersucht.

Bei der zweiten Untersuchung, welche am Zyklustag 10, 11 oder 12 stattfindet, wird die Eizellenreifung mittels Ultraschalls beobachtet. Besonders interessant sind dabei die Antralfollikel. Durch die beobachtete Zahl dieser Follikel kann auch auf die Eizellreserve geschlossen werden. Möglicherweise lässt sich auch schon ein vergrößertes Antralfollikel erkennen, welches im weiteren Verlauf die reife Eizelle hervorbringt. Des Weiteren kann die sich aufbauende Gebärmutterschleimhaut unter die Lupe genommen werden, ebenso die Öffnung des Gebärmutterhalses und der vorhandene Zervixschleim. Außerdem kann wie auch schon beim ersten Termin der Hormonspiegel bestimmt werden.

Eine weitere Untersuchung wird etwa eine Woche nach dem Eisprung durchgeführt. Auch hier wird wieder ein Hormonspiegel ermittelt. In dieser Phase des Zyklus ist das Hormon Progesteron wichtig.

Fazit

Das waren viele Informationen! Hier nochmal das Wichtigste in Kürze:

  • Die fruchtbaren Tage erstrecken sich um den Eisprung. Sie beginnen 2-5 Tage vor dem Eisprung und enden 24 Stunden danach. Wann genau der Eisprung stattfindet ist bei jeder Frau unterschiedlich. Auch kann der Zeitpunkt zwischen verschiedenen Zyklen bei einer Frau schon deutlich variieren.
  • Zyklusmonitoring ist das systematische Beobachten und Darstellen des Zyklus mit seinen Phasen und Prozessen.
  • Um auf natürliche Weise schwanger werden zu können, ist es notwendig, dass Eizelle und Spermienzelle zur richtigen Zeit aufeinandertreffen. Diesen Zeitpunkt zu bestimmen ist Ziel des Zyklusmonitoring. Auch wenn eine künstliche Befruchtung angestrebt wird, kann mittels Zyklusmonitoring wertvolle Information für die weitere Behandlung gewonnen werden.
  • Die Messung der Basaltemperatur, Schleimbeobachtung und Abtasten des Muttermundes sind Methoden, die jede Frau selbst zu Hause durchführen kann.
  • In Praxen und Kliniken werden an drei bis vier Terminen Hormon- und Ultraschalluntersuchungen gemacht. Diese können einen sehr detaillieren Überblick über den Zyklus geben.

Im Allgemeinen gilt: Den einen Ansatz gibt es beim Zyklusmonitoring nicht. Viele beginnen mit den Methoden zur Selbstbeobachtung. Für manche reicht das auch schon. Andere versuchen sich damit, fragen sich ab einem gewissen Punkt vielleicht, ob sie sich ärztliche Hilfe holen möchten. Das anzunehmen kann ganz schön schwierig sein. Denn Du fühlst Dich nicht unbedingt krank oder hilfsbedürftig. Vielleicht begleitet Dich trotzdem das Gefühl von Ohnmacht, bei dem Du nicht weiterweißt.

Nicht immer ist die erste Methode, die man wählt, auch die passende. Manchmal hilft es, unterschiedliche Dinge nacheinander auszuprobieren, um dahin zu kommen, wo man eigentlich hinmöchte.