Fehlgeburten sind ein sensibles Thema, das viele Betroffene tief berührt. Wenn Deine Schwangerschaft vorzeitig geendet hat, stellst Du Dir wahrscheinlich 1000 Fragen. Warum ist das passiert? Was sind die Ursachen, und hätte ich es verhindern können? In diesem Artikel erkläre ich Dir die häufigsten Gründe für Fehlgeburten. Alles basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und medizinischen Leitlinien. Außerdem gebe ich Dir ein psychologisches "Erst Hilfe Kit" wenn Du eine Fehlgeburt erlebst oder gerade erlebt hast.
Was genau ist eine Fehlgeburt?
Hier die kurze, medizinische Definition: Eine Fehlgeburt, auch als Abort bezeichnet, tritt auf, wenn eine Schwangerschaft vor der 24. Schwangerschaftswoche endet. Besonders häufig geschieht dies in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft und wird dann als Frühabort bezeichnet.
• Wie häufig ist eine Fehlgeburt? Etwa 10–15 % aller klinisch bestätigten Schwangerschaften enden in einer (frühen) Fehlgeburt. Klinisch bestätigt heißt, dass auf dem Ultraschall ein Herzschlag zu sehen war. Alles, was davor als Blut- oder Schwangerschafsttest aus der Drogerie bestätigt wurde, nennt man "biochemische Schwangerschaft". Tatsächlich liegt also die Rate viel höher, wahrscheinlich so um die 30%, wenn man sehr frühe Aborte und Abgänge kurz nach der Einnistung mitzählt.
• Warum ist das so häufig? Die Entstehung neuen Lebens ist sehr komplex. Wenn dieser Prozess nicht optimal abläuft und es zu einer Entwicklungsstörung kommt, beendet der Körper die Schwangerschaft auf natürliche Weise. Neben diesem "Selektionsprozess", der nicht entwicklungsfähige Embryonen stoppt, gibt es aber auch noch einen kleinen Teil von Faktoren auf Seiten des Paares. Das kommt aber als Ursache erst in Betracht, wenn zwei oder 3 Fehlgeburten passiert sind (Auf die Statistik dahinter gehe ich jetzt nicht ein. Schreib mir, wenn Du Fragen dazu hast).
Auch wenn Fehlgeburten statistisch betrachtet häufig passieren, bleiben sie für die einzelne Frau und das Paar, das die Fehlgeburt erlebt, emotional sehr herausfordernd. Nur weil es oft passiert, macht es das nicht einfach. Im Gegenteil - wenn ein Kinderwunsch da ist und zum Beispiel das zweite Mal eine Schwangerschaft verloren geht, kann das massive Hoffnungslosigkeit auslösen. Ich hoffe ich kann Dich in so einer Situation mit meinem Blog und meiner Beratung unterstützen.
Genetische Ursachen für Fehlgeburten
Genetische Ursachen sind der häufigste Grund für Fehlgeburten (ca. 60%), insbesondere im ersten Drittel der Schwangerschaft.
Die Chromosomen, die unsere genetischen Erbinformationen tragen, enthalten den "Bauplan" des Babies. Treten Fehler in diesen Erbinformationen auf, spricht man von Chromosomenfehlern oder medizinisch von Chromosomenanomalien. Es gibt viele verschiedene Arten solcher Anomalien, und einige davon können dazu führen, dass der Embryo nicht entwicklungsfähig ist und kein Baby werden kann.
- Wie entstehen Chromosomenfehler? Chromosomenfehler entstehen meist zufällig während der Zellteilung. Dabei handelt es sich oft um Veränderungen in der Anzahl der Chromosomen. Im Normalfall besitzt jeder Mensch 23 Chromosomenpaare – jeweils ein Chromosom stammt von der Mutter und eines vom Vater, was insgesamt 46 Chromosomen ergibt. Wenn bei der Zellteilung ein Fehler auftritt, kann es passieren, dass anstelle eines Chromosomenpaares drei Chromosomen vorhanden sind. Dieser Zustand wird als Trisomie bezeichnet, wie zum Beispiel bei der Trisomie 16. Fehlt hingegen ein Chromosom, spricht man von einer Monosomie, wie sie beim Turner-Syndrom (X0) vorkommt.
• Wer ist besonders betroffen? Das Risiko steigt mit dem Alter der Mutter, da ältere Eizellen anfälliger für Chromosomenfehler sind. (Der Spindelapparat der Eizelle wird leider mit dem Alter schlechter und dieser ist dafür zuständig die Chromosomen zu sortieren und zu verteilen. Im Podcast "Kinderwunschsprechstunde" mit Host Dr. Ela und Gastexpertin Dr. Tanja Eggersmann wird das super gut erklärt.)
Das bedeutet, dass das Alter der Eizellen ein ganz entscheidender Risikofaktor für einen Abort ist. (Das heißt aber trotzdem nicht, dass die Frau schuld ist!)
Das Alter der Mutter und das Fehlgeburtsrisiko
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Fehlgeburten signifikant an.
Warum?
• Die Qualität der Eizellen nimmt ab.
• Chromosomenanomalien werden häufiger.
• Chronische Krankheiten, die das Risiko erhöhen, treten häufiger auf.
Was kann ich tun?
Eine gute ärztliche Betreuung vor dem Schwangerwerden und in der Kinderwunschzeit und gezielte Diagnostik können helfen, das Risiko zu minimieren. Und das mit der gezielten Diagnostik ist gar nicht so einfach. Natürlich gibt es haufenweise Tests, aber die meisten sind eben nicht gezielt, sondern stochern im Nebel für viel Geld. Du brauchst dafür spezielle Beratung in einer Abortsprechstunde oder bei qualifizierten Onlineanbietern wie www.fertia.de oder www.prof-thaler.de. (Schreib mir gerne, wenn Du wissen willst, warum ich die beiden empfehle)
Weitere Ursachen für einen Abort lassen sich zurückführen auf anatomische Faktoren, hormonelle Störungen, Infektionen, immunlogische Faktoren oder auch ein ungünstiger Lebensstil.
Anatomische Faktoren und Fehlgeburten
Die Form und Struktur der Gebärmutter kann eine Rolle spielen, wenn es um den Verlauf einer Schwangerschaft geht.
Mögliche Probleme:
• Uterusfehlbildungen, wie z.B. eine herzförmige Gebärmutter.
• Myome (gutartige Tumore), die die Einnistung erschweren und den Raum für den Embryo einschränken können (Aber nur wenn das Myom in die Gebärmutter hineinragt - hör Dir dafür meine Folge mit Dr. Philip. Hepp im Podcast Kinderwunschzeit an)
• Verwachsungen durch frühere Operationen oder Infektionen. (Auch das wird in dem Podcast besprochen)
Wie wird das diagnostiziert? In der Regel durch einen Ultraschall oder eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie). In Ausnahmefällen kann auch eine MRT Untersuchung notwendig sein. Im Rahmen der Diagnostik kann entschieden werden, ob die Fehlbildungen für den Kinderwunsch relevant sind und ob sie behandelt werden müssen bzw. können.
Hormonelle Störungen als Risiko für Fehlgeburten
Ein ausgewogenes Hormongleichgewicht ist entscheidend für eine stabile Schwangerschaft.
Häufige Probleme:
• Schilddrüsenerkrankungen: Sowohl Über- als auch Unterfunktion können das Risiko für eine Fehlgeburten erhöhen. Allerdings haben neuere Studien gezeigt, dass leider die Schilddrüse doch nicht soo viel Einfluss hat, wie früher einmal vermutet)
• PCOS und Diabetes: Frauen mit einer diabetogenen Stoffwechsellage, die nicht ausreichend gut eingestellt ist, können hormonelle Ungleichgewichte haben, die Aborte begünstigen.
• Gibt es Lösungen? Wichtig ist, dass man durch eine gute Diagnostik herausfindet, was das Problem ist. Viele hormonelle Störungen können durch Lebensstiländerungen und/oder Medikamente erfolgreich behandelt werden.
Infektionen und ihr Einfluss auf Fehlgeburten
Bestimmte Infektionen können den Verlauf einer Schwangerschaft negativ beeinflussen und, insbesondere unbehandelt, das Risiko für Fehlgeburten erhöhen.
Man unterscheidet zwischen einer akuten und einer chronischen Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis). Beide Formen können Frühaborte auslösen. Die verantwortlichen Erreger lassen sich in bakterielle (z. B. Gonokokken, Mykoplasmen) und virale (z. B. Zytomegalievirus, CMV) Kategorien einteilen.
Die Rolle der bakteriellen Vaginose (ein Ungleichgewicht der Scheidenflora) im Zusammenhang mit Fehlgeburten ist noch nicht vollständig geklärt. Die Erforschung des vaginalen Mikrobioms und dessen Einfluss auf Schwangerschaftskomplikationen ist ein zentrales Thema aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen. Leider werden zu diesem Thema viele "Tests" und "Kuren" angepriesen, die helfen sollen. Bisher ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, ob das hilft, keinen Einfluss hat oder schadet. Besprich bitte immer unbedingt mit Deinen behandelnden Ärzten, wenn Du irgendwas aus dem Internet bestellst und ausprobierst.
Wie wirken sich Infektionen aus?
Die Entzündungen können Plazenta und Embryo schädigen, was zu einem Absterben führen kann.
Immunologische Ursachen für Fehlgeburten
Manchmal ist es das eigene Immunsystem, das die Schwangerschaft beeinträchtigt.
Mögliche Probleme:
• Autoimmunerkrankungen, wie z.B. das Antiphospholipid-Syndrom. Unbehandelt entstehen bei dieser Erkrankung kleine Blutgerinnsel (Thrombosen), die die Durchblutung beeinträchtigen und letztlich das Absterben des Embryos zur Folge haben können. Auch das ist zum Glück echt selten und in der Podcastfolge mit Dr. Sascha Tauchert im Podcast "Kinderwunschzeit" habe ich da ausführlich nachgefragt. Die Folge erscheint hier am 31. Juli 2025.
Therapieoptionen:
• Blutverdünnende Medikamente wie Heparin und Aspirin
• Immuntherapien zur Regulierung von Entzündungen
Lebensstil Faktoren und Fehlgeburten
Deine Lebensgewohnheiten können eine Rolle spielen, wenn es um das Fehlgeburtsrisiko geht.
Negative Einflüsse:
• Rauchen (auch passiv Rauchen und Cannabis!) und Alkoholkonsum.
• Übermäßiger Koffeinkonsum (mehr als 200 mg pro Tag).
• Starkes Über- oder Untergewicht.
Was kannst Du tun?
• Verzichte auf schädliche Substanzen. (Komm zu mir in die Beratung, wenn Du es alleine nicht schaffst. Ich verurteile Dich nicht und werde Dir helfen!).
• Achte auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.
Was tun nach einer Fehlgeburt?
Eine Fehlgeburt ist nicht nur ein körperlicher, sondern auch ein emotionaler Einschnitt.
• Psychologische Unterstützung: Durch das Drüber Sprechen kommt die Verarbeitung in Gang und wir finden Wege, wie Du mit aktuellen Herausforderungen und Anforderungen klar kommst. Wenn Du Dir meine Beratung nicht leisten kannst, schreib mir und ich gebe Dir Tipps zu Beratungsstellen mit kostenlosen Angeboten.
• Medizinische Nachsorge: Dein:e Gynäkolog:in und deine Hebamme klären, ob alles gut verheilt und ob körperliche Ursachen bestehen. Das ist wichtig für Deinen weitern Kinderwunsch und mögliche zukünftige Schwangerschaften, aber auch für Deine allgemeine Gesundheit. Auf www.ammely.de kannst Du eine Hebamme finden, die Dir zumindest mit Onlineterminen sofort bei einer Fehlgeburt zur Seite stehen kann und die mit gesetzlichen Krankenkassen abrechnen kann.
• Austausch: Gespräche mit Partner:innen, Freund:innen oder anderen Betroffenen können Trost spenden und Kraft geben. Ich biete auch Beratung für Freund:innen, Schwester, Brüder, Eltern usw. an, die eine hilfreiche Stütze nach dem Verlust einer Schwangerschaft sein wollen.
Wann solltest Du medizinische Hilfe suchen?
Wenn Du mehrere Fehlgeburten erlebt hast, ist eine genaue Abklärung sinnvoll.
Was wird untersucht?
• Genetische Tests bei Dir und Deinem Partner.
• Blutuntersuchungen, um hormonelle oder immunologische Ursachen zu erkennen.
• Bildgebende Verfahren zur Überprüfung der Gebärmutter.
Welche Behandlungen gibt es?
Viele Ursachen von Fehlgeburten können heute erfolgreich behandelt werden, sodass Deine Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft steigen.
Fehlgeburten sind sehr belastend. Es gibt Wege, Risiken zu minimieren, Ursachen abzuklären und mit der Erfahrung umzugehen. Ich hoffe mein Artikel hat Dir weitergeholfen und Du fühlst Dich gestärkt.
Du bist nicht allein & Du schaffst das ❤️, Deine Sally
Quellenangaben: https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/die-geburtshilfe/fruehschwangerschaft-klinische-aspekte-und-abortgeschehen?epediaDoi=10.1007/978-3-662-44369-9_2