Mutter – Vater – Kind: So stellen sich die meisten eine typische, “normale” Familie vor. Und so wurden Kindergeschichten lange erzählt. Doch diese Vorstellung wird langsam überholt. Es gibt weit mehr als nur ein denkbares Familienmodell. Hier kommt der Begriff der Regenbogenfamilie ins Spiel.  

  • Was genau sind Regenbogenfamilien?
  • Wie funktioniert die Familiengründung bei Regenbogenfamilien?
  • Und mit welchen Vorurteilen haben sie zu kämpfen?

In diesem Artikel möchten wir über das Thema informieren, Verständnis für die Situation von Regenbogenfamilien schaffen und Angehörigen von Regenbogenfamilien den Rücken stärken.

Warum heißt es eigentlich Regenbogenfamilie?

Der Begriff der Regenbogenfamilie stammt aus der LGBTIQ-Community. Dort ist die bunte Regenbogenflagge ein Symbol für Vielfalt, Akzeptanz und Veränderung. Sie steht dafür, unterschiedliche Lebensformen und Lifestyles, sexuelle Orientierungen und non-binäre Geschlechter in die Gesellschaft aufzunehmen und zu normalisieren.  

Wer gehört zu einer Regenbogenfamilie?

Typischerweise werden Familien als Regenbogenfamilien bezeichnet, in denen ein Kind bei einem gleichgeschlechtlichen Elternpaar aufwächst. Es hat dann entweder zwei Väter oder zwei Mütter, also lebt entweder bei einem lesbischen oder bei einem schwulen Elternpaar. In manchen Ländern können die Paare verheiratet sein, oder, wenn sie nicht wollen oder es nicht erlaubt ist, können sie auch unverheiratet zusammenleben. 

Zu den Regenbogenfamilien zählen aber auch Familien, in denen mindestens einer der beiden Elternteile transgender ist. Generell zählen alle Konstellationen, in denen sich lesbische, schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche und intergeschlechtliche Menschen Kinder wünschen und Familien gründen, zu den Regenbogenfamilien. So vielfältig, wie die geschlechts- und sexuellen Identitäten sind, so vielfältig können auch die Familienkonstellationen sein. Wir von MentalStark machen keinen Unterschied zwischen Regenbogen- und nicht-Regenbogenfamilien. Wir begleiten Euch bei Eurer Kinderwunschreise, egal in welcher Konstellation Ihr Euch Unterstützung wünscht. 

Manchmal vermischt sich die Gründung einer Regenbogenfamilie mit dem Konzept des Co-Parenting. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Trans-Person alleinstehend ist, aber gerne ihren Kinderwunsch realisieren möchte. In dem Fall kann sie z.B. mit einer befreundeten Person zusammen beschließen, ein Kind zu zeugen und dieses auch gemeinsam großzuziehen. In diesem Fall leben die Eltern aber nicht in einer romantischen Partnerschaft, was es zu einer Co-Elternschaft macht, und weil eine der Personen transsexuell ist, zählt die Familie auch zu den Regenbogenfamilien. Auch die Solo-Elternschaft kann in Regenbogenfamilien vorkommen. Hierbei zieht eine Person ohne Partner oder Co-Elternteil alleine ein Kind groß. 

Wie entstehen Regenbogenfamilien?

Regenbogenfamilien entstehen manchmal auch dadurch, dass sein Partner sich outet oder seine Orientierung während einer bereits lange bestehenden Partnerschaft ändert. Aus der Heteropartnerschaft mit Kindern wird also eine Regenbogenfamilie. Das Paar kann seine Liebesbeziehung in dem Fall beenden oder anders fortführen, oder in eine Co-Elternschaft übergehen, wie in einer „ganz normalen Trennungsfamilie“. Auch hier sind alle möglichen Wege denkbar und werden auch heute in der Realität schon beschritten.  

Doch auch für lesbische und schwule Menschen ohne Kinder gibt es Möglichkeiten, eine Familie zu gründen. Lesbische Paare haben die Möglichkeit, durch eine Samenspende schwanger zu werden. Dies kann grundsätzlich auf zwei Wegen passieren: entweder im Rahmen einer medizinischen Spendenbehandlung oder auf privatem Weg. Vom privaten Weg ist allerdings grundsätzlich abzuraten, denn diese Art der Familiengründung ist rechtlich nicht ausreichend abgedeckt. Denn auch wenn der Spender das Kind nicht mit den Eltern großzieht, ist er bei einer privaten Spende rechtlich gesehen ein Elternteil. Und die vertragliche Aufhebung einer Elternschaft, um daraus eine Samenspende zu machen, lässt sich juristisch nicht umsetzen. Rechtlich gesehen ist der Spender also zum Unterhalt verpflichtet. Die Samenspende bei einer medizinischen Spendenbehandlung ist hingegen durch das Samenspenderegistergesetz geregelt. Darin ist z.B. festgelegt, dass der Samenspender von späteren Unterhaltszahlungen befreit ist. Bei einer Spendenbehandlung kommen die Samen aus einer Samenbank, bei der Männer ihren Samen gegen Geld abgeben können. Ein Vorteil davon ist, dass die Spender vorher auf z.B. sexuell übertragbare Krankheiten untersucht wurden und in diesem Bereich deshalb eine Sicherheit besteht, die auf privatem Weg nicht besteht. Der Nachteil von Samenspendebanken ist allerdings, dass man den Spender nicht kennt und sich das unsicher anfühlen kann. Im Samenspenderegistergesetz für Deutschland ist auch geregelt, dass die Kinder mit 16 Jahren die Identität des Spenders erfahren können.  

Schwule Paare haben es in Deutschland nicht ganz so leicht. Theoretisch würde sich für sie eine Eizellenspende oder eine Leihmutterschaft anbieten, jedoch ist dies in Deutschland verboten. Häufig nehmen schwule Paare deshalb Pflege- oder Adoptivkinder auf. 

Welche Probleme haben Regenbogenfamilien?

Angehörige von Regenbogenfamilien werden oft mit dem Vorurteil konfrontiert, dass es Kindern schaden würde, wenn sie nicht mit einem cis-Mann und einer cis-Frau als Eltern aufwachsen würden (cisgender = bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht stimmt mit der Geschlechtsidentität überein). In einer gleichgeschlechtlichen Beziehung oder als Trans-Person ein Kind zu bekommen, wird als “egoistische Motivation“ bewertet, weil man nicht an das Kind, sondern nur an sich selbst denken würde. Es ist allerdings wichtig, zu wissen, dass ein Kind, um gesund aufzuwachsen, die Geborgenheit einer liebevollen Familie braucht. Dazu gehört, dass die Bezugsperson(en) besonders bei Babys und sehr kleinen Kindern körperlich und emotional verfügbar sind. Dabei wendet man sich z.B. nicht als “Strafe” emotional vom Kind ab, auch wenn einem das Kind mal tierisch auf die Nerven geht. Gleichzeitig haben gute Eltern aber auch stabile Grenzen. Und vor allem wenn Kinder größer werden, brauchen sie einen sicheren Hafen, zu dem sie immer wieder zurückkehren können, der ihnen aber auch gleichzeitig Raum gibt, eigenständig die Welt zu entdecken. Und ob diese Bezugsperson(en) nun aus einem Mann und einer Frau, zwei Männern, zwei Frauen oder einer Trans-Person besteht, ist hierbei egal. Jeder Mensch kann unabhängig von seiner sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität ein hinreichend gutes Elternteil sein (perfekt gibt es auch hier nicht!).  

Ein weiterer Vorwurf gegen Regenbogenfamilien ist, dass die Kinder von Regenbogenfamilien oft selbst lesbisch oder schwul werden würden. Dieser Aussage liegt allerdings die Annahme zugrunde, dass es schlechter sei, lesbisch oder schwul zu sein und dass die sexuelle Orientierung von den Eltern in die Kinder „einprogrammiert wird“. Das ist aber nicht der Fall. Lesbisch oder schwul zu sein tut niemandem weh, sondern beschreibt das bevorzugte Geschlecht bei der Auswahl der Sexualpartner:innen. Und die Geschlechtsidentität wird natürlich von kulturellen Umgebungsbedingungen beeinflusst, also auch von der Mini-Kultur der Herkunftsfamilie. Aber wenn Eltern ihre Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung eins zu eins weitergeben würden, dann hätten ja alle Heteroeltern nur Heterokinder. Studien zu diesem Thema belegen, dass es keinen Unterschied in der sexuellen Orientierung zwischen Kindern von homosexuellen Paaren und Kindern von heterosexuellen Paaren gibt. Generell fand eine Studie aus dem Jahr 2009 vom Bundesjustizministerium, dass Kinder, die in Regenbogenfamilien aufwachsen, sich nicht schlechter entwickeln, als Kinder, die in anderen Familien aufwachsen. Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität der Eltern haben nach dieser Studie also keine Auswirkung auf die Entwicklung von Kindern und es geht den Kindern genauso gut (oder manchmal auch schlecht) wie anderen Kindern auch.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es viele verschiedene Familienkonstellationen gibt, die vom klassischen Familienbild bestehend aus Mutter, Vater und Kind abweichen. Wie diese Konstellationen genau aussehen, ist so verschieden wie die sexuellen und Geschlechtsidentitäten von Menschen auch. Und wenn die Familiengründung, aus welchem Grund auch immer, auf “natürlichem” Wege nicht klappt, kommen auch neue Konstellationen wie das Co-Parenting und die Solo-Elternschaft zustande. Wie in Regenbogenfamilien Kinder gezeugt werden, reicht je nach Land von der Samenspende über die Adoption bis hin zur Leihmutterschaft und in einigen Konstellationen müssen sich die Betroffenen mit schwierigen Gesetzeslagen auseinandersetzen. Wir von MentalStark sind der Meinung, dass jeder Person, egal welche sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität sie hat, Begleitung bei ihrem Kinderwunsch zusteht und beraten Euch gerne, bei Euren individuellen Fragen und Problemen.  

Wenn man sich über die rechtliche Lage bezüglich der eigenen Möglichkeiten, eine Familie zu gründen, informieren will, ist es wichtig zu wissen, dass sich die Gesetze in Deutschland von Bundesland zu Bundesland unterscheiden und sich über die Zeit auch immer wieder verändern. Deshalb lohnt es sich, sich auf den offiziellen Seiten der Landesärztekammern des eigenen Bundeslandes nach der aktuellen Regelung zu suchen und ggf. mit anderen Bundesländern zu vergleichen. 

Für mehr Infos zum Thema Regenbogenfamilie und gleichgeschlechtliche Lebensweisen ist z. B. das Regenbogenportal vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, eine hilfreiche Adresse.