Manche Dinge würde man am liebsten einfach nur aus der Welt schaffen. Schmerzen sind mit Sicherheit ganz vorne mit dabei. Sie sind nicht nur unangenehm, belastend und einschränkend, sondern können uns zudem verunsichern oder gar beängstigen. Doch leider lassen sich Schmerzen, wie auch andere unangenehme Dinge im Leben, nicht einfach so umgehen. Sie treten mal mehr, mal weniger, mal stärker, mal schwächer auf. Auch die Kinderwunschbehandlung bleibt hiervon nicht unberührt. Weil das „Aus-der-Welt-schaffen“ aber nun mal nicht funktioniert, brauchen wir andere Methoden für den Umgang mit Schmerzen. Wir können lernen Schmerzen zu „bewältigen“ und ihre Einschränkungen im Alltag manchmal auch dadurch verringern. Im folgenden Artikel möchte ich Dir die folgenden drei Fragen beantworten:  

  • Warum empfinden wir Schmerzen?
  • Welche Arten von Schmerzen gibt es?
  • Welche Methoden kann ich anwenden, um meine Schmerzen zu lindern?

Wie jede andere Reaktion Deines Körpers, so haben auch Schmerzen ihre ganz eigene und auch durchaus wichtige Funktion. Als Warnleuchte signalisieren sie Dir, dass etwas gerade anders ist als sonst. Nicht zwingend besser oder schlechter, sondern schlicht und ergreifend anders. Zum Beispiel bekommt man ja auch schmerzhaften Muskelkater von anstrengenden Trainingseinheiten, was aber nicht bedeutet, dass dem Körper Schaden zugefügt wurde. Ganz allgemein unterscheidet man zwischen körperlichen und emotionalen Schmerzen. Ich möchte mich in diesem Artikel auf die körperlichen Schmerzen konzentrieren.

Körperliche Schmerzen können in akute und langanhaltende Schmerzen aufgeteilt werden. Akute Schmerzen treten unmittelbar auf. Sie sind kurzfristig und vergehen genauso schnell, wie sie gekommen sind. Ein Beispiel wäre der Schmerz während einer Spritzenbehandlung. Der Nadeleinstich ist ein unangenehmes Gefühl, aber die Dauer des Schmerzes, die durch den Einstich verursacht wird, beschränkt sich meist auf wenige Minuten. Neben den akuten Schmerzen gibt es die langanhaltenden Schmerzen. Diese können sich auf unterschiedliche Art und Weise äußern. Sie können beispielsweise latent beginnen und sich im Laufe der Zeit verstärken. Auf der anderen Seite können sie direkt stark eintreten und über einen längeren Zeitraum Deine Funktionsfähigkeit im Alltag beeinflussen. Dementsprechend haben wir viel länger mit ihnen zu kämpfen. Ein Beispiel hierfür wären die Nebenwirkungen von Medikamenten. Zum Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme ist es unwahrscheinlich, dass Du direkt Schmerzen verspürst. Viel eher bahnen sie sich latent und schleichend an. Am Anfang hast Du den Kopf-, Bauch- oder Gliederschmerzen eventuell noch wenig Beachtung geschenkt. Ab einem gewissen Zeitpunkt werden sie jedoch unerträglich und schränken Dich in Deinem Alltag wesentlich ein. Ein weiteres Beispiel ist die Endometriose. Bei dieser Erkrankung ist oft medizinische Unterstützung für in der Kinderwunschzeit notwendig.  Mit der ersten Periode haben viele Betroffene keine besonderen Beschwerden. In einem schleichenden Prozess verstärken sich die Schmerzen von Periode zu Periode, bis sie irgendwann so stark werden, dass viele Frauen ihren Alltag nicht ohne weiteres bewältigen können. Dem möchte ich entgegenwirken, indem ich Dir Techniken vorstelle, mit denen Du die Reaktionen Deines Körpers besser verstehst und damit einhergehend die Schmerzen reduzieren kannst.

Im Gegensatz zur Behandlung akuter Schmerzen, ist bei langanhaltenden Schmerzen nicht die absolute Schmerzfreiheit das Ziel. So kannst Du Deine Lebensqualität steigern und trotz Schmerzen einen autonomen Alltag gestalten. Eine weitverbreitete Therapieform in der Psychologie ist die sogenannte Acceptance and Commitment Therapy (ACT) und bedeutet Akzeptanz- und Verbindlichkeitstherapie. Im Fokus von ACT steht, wie der Name bereits vermuten lässt, die Akzeptanz. Kämpfe nicht vehement gegen die Schmerzen an. Lasse sie zu und akzeptiere sie. Vielleicht klingt das im ersten Moment abwegig. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass je eher Du Deinen Schmerz zulässt und Dir selbst erlaubst, den Schmerz zu fühlen, desto schneller vergeht er wieder und Du kannst mit Deinem Alltag fortfahren.

Natürlich sollst Du nicht durchgehend leiden und resignierend die Hände hochhalten. Nein! Viel eher nimmst Du Dir täglich 10 bis 15 Minuten Zeit, um achtsam im Hier und Jetzt anzukommen. Setze Dich beispielsweise auf eine Parkbank. Beginne damit, tief ein- und auszuatmen. Konzentriere Dich nur auf Deine Atmung. Im Anschluss fängst Du an, Dich auf die Geräusche, die Du um Dich herum vernimmst, zu konzentrieren. Was nimmst Du wahr? Wenn Du dann zur Ruhe gekommen bist, versuche zu verstehen, was in Deinem Inneren vorgeht. Was fühlst Du? Wie fühlt sich der Schmerz an, den Du zu diesem Zeitpunkt fühlst? Erinnere Dich stets selbst daran, dass auch dieser Schmerz Teil des Prozesses ist und Dir signalisiert, dass Dein Körper eine Veränderung durchlebt.

Die Kinderwunschbehandlung ist sowohl in körperlich, als auch in emotionaler Hinsicht belastend. Wenn Du ein besseres Gefühl mit dem Schmerz assoziierst, indem Du den Schmerz annimmst und akzeptierst, kannst Du der häufig empfundenen Hilflosigkeit proaktiv entgegenwirken. Letzteres ist der Commitment-Anteil, also die Verbindlichkeit in der ACT, wodurch Du die aktive Bewältigung des Schmerzes schaffen kannst. Du kannst Dich beispielsweise dafür entscheiden, täglich 10 bis 15 Minuten zu meditieren, Dir selbst zu sagen, dass das die Zeit ist, in der Du den Schmerz annimmst und bewusst erlebst. Nach diesen 15 Minuten gehst Du Deinen alltäglichen Erledigungen wieder nach.

Zusätzlich kannst Du Tagebuch führen und deine Schmerzerfahrung beispielsweise in der Supportgruppe donnerstags mit anderen Nutzer:innen teilen. So kannst Du sowohl feststellen, ob es gewisse Schmerzmuster gibt, die auch andere Nutzer:innen begleiten als auch noch Tage später den anderen Nutzer:innen beschreiben, was Du in welchen Situationen empfunden hast. Es kann sehr hilfreich sein sich darüber mit den anderen auszutauschen. Im Großen und Ganzen möchte Ich Dir nahelegen, den Schmerz einmal bewusst wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten und die Schmerzen zu akzeptieren, um sie dann kontrollieren zu können. Das erwartet ein hohes Maß an Introspektion, oder auch „In-sich-hineinschauen-und-fühlen“. Mit ein wenig Übung wirst Du merken, dass Du eine neue Bindung zu und ein besseres Verständnis für Deinen Körper und seine Reaktionen aufbaust. Ich fasse also nochmal zusammen:

  • Schmerzen sind ein Warnsignal Deines Körpers. Sie signalisieren Dir eine Veränderung und machen Dich darauf aufmerksam, Dich um Dich selbst zu kümmern.
  • Auf höchster Ebene unterscheiden wir zwischen emotionalen und körperlichen Schmerzen. Körperliche Schmerzen können wir dann in akute und langanhaltende Schmerzen kategorisieren. Akute Schmerzen sind kurzfristig und treten unmittelbar auf (z.B. Spritze). Langanhaltende Schmerzen hingegen entwickeln sich schleichend und werden im Laufe der Zeit immer stärker. Diese Art von Schmerz wird beispielsweise durch Nebenwirkungen von Medikamenten verursacht.
  • Versuche in Zukunft, den Schmerz nicht zu unterdrücken. Lasse ihn zu und erlebe ihn bewusst (Akzeptanz). So bekommst Du ein besseres Verständnis dafür, wie sich der Schmerz anfühlt. Anschließend kannst Du entscheiden, welche Methoden Dir dabei helfen, Deine Empfindungen zu lindern bzw. erträglicher zu machen. Außerdem kannst Du Deine Schmerzerlebnisse über ein Schmerztagebuch festhalten und Dich beispielsweise in der Supportgruppe mit anderen Nutzer:innen über Eure Schmerzmuster austauschen.

Ich hoffe, dass Dir meine Anregungen zu einem neuen Umgang mit langanhaltenden Schmerzen verhelfen. 

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